Das mit der Kommunikation ist so eine Sache. Während meine seltsame Mitbewohnerin mit Augenrollen, Schmollmund und Hände-über-dem-Kopf-zusammen-Schlagen ganze Enzyklopädien füllen könnte, sind wir Katzen darauf angewiesen, mit spärlichstem Werkzeug unsere gesamte Gefühlspalette zum Ausdruck zu bringen. Oder haben Sie schon mal unser Stirnrunzeln bemerkt? Eben!
Natürlich gehört meine Mitbewohnerin mittlerweile zu jener Gruppe ihrer und damit auch Ihrer Spezies, die bereits ein marginales Heben meines Gesamtfellmantels oder die Änderung des Schlitzwinkels meiner Augen zu deuten weiß. Gegebenenfalls sucht sie dann rechtzeitig das Weite. Ich hab sie auch lange genug erzogen. Dennoch, der ignorante “Ich hab noch niemals eine Katze zu Hause gehabt” – Menschenbürger degradiert uns natürlich auf die schlichten vier Buchstaben: MIAU. Aber welche Bandbreite dieses kleine Wörtchen beinhaltet, bleibt den meisten da draußen verborgen. Und damit nicht auch Sie zu dieser bedauernswerten Gruppe gehören, hab ich hier die wichtigsten Bedeutungen zusammengefasst: Denn Miau ist durchaus nicht Miau!
Miau
Dieser hochsprachliche Ausdruck existiert in freier Wildbahn praktisch nicht. Miau in seiner Reinform findet man höchstens noch im Fernsehen oder im Wörterbuch. Wer meint, eine Katze mache Miau, meint wahrscheinlich auch, der Mensch spreche blabla.
Miaouu?
Herzig, nicht? Ja, und genau das soll damit auch ausgedrückt werden. Wir sind lieb, wir sind süß, wir sind unwiderstehlich. Übersetzt bedeutet das so viel wie: Wer bist du, was machst du, gibst du mir das kleine Leckerli da oben aus dem Regal? Oder auch: Was bringt der Tag mir heute Nettes, und findest du mich schön? Diese Buchstabenabfolge wird jedoch zeitweilig auch geäußert, wenn wir Sie mit unseren feinen Härchen am Kinn kitzeln und unsere Nasen an Ihrer Wange reiben, etwa fünf Minuten, bevor Ihr Wecker morgens klingelt.
Mieauuu!
Wenn Sie diese, etwas betontere Äußerung vernehmen, wollen wir wahrscheinlich rein. Oder raus. Oder rauf. Oder runter. Auf jeden Fall: Irgendwas wollen wir. Am besten geben Sie‘s uns. Und wenn Sie nicht wissen was? Geben Sie’s uns trotzdem.
MeeeAUUU!
Genau, da drin steckt “Au”! Wahrscheinlich haben Sie den Hügel unter Ihrer Bettdecke mit Ihrem Polster verwechselt, oder wackeln, ohne Licht zu machen, nachts auf die Toilette. Vielleicht glauben Sie ja auch, dass es Spaß machen könnte, wenn Sie unser zeitweilig klumpiges Fell mit einer Haarbürste bearbeiten. In jedem Fall, hören Sie damit auf!
M..ck.. M. . .ck..M..c
Dieses abgehakte, konsonantenlastige Halbkrächzen drückt entweder tiefste Konzentration oder höchste Faszination aus. Meist sitzen wir dann auf unserem Beobachtungsposten in sicherer Entfernung zu einem anderen Lebewesen, das nicht Sie sind. Wahrscheinlich ein alberner Vogel. In diesem Fall gilt: Ruhig bleiben, nicht bewegen. Und unterstehen Sie sich zu lachen!
Zssssssss. . .cchchchch. . .CHrCHrCHR. . .
Um eines klarzustellen: Wir Katzen schnarchen nicht! Nie, in keinem Moment unseres Lebens. Und wenn Sie anderes gehört haben, dann täuschen Sie sich. Gehen Sie zum Ohrenarzt, setzen Sie Ihre Medikamente ab, aber wir sind’s nicht. Vielmehr bin ich sicher, dass SIE schnarchen, und wie!
Mieeeeeeeeauu!!!
Vergessen Futter zu besorgen? Schwerer Fehler. Gehen Sie Futter kaufen! Laute Party im Gange? Schicken Sie die Gäste nach Hause! Spielen Sie Klavier? Hören Sie auf damit! Ist Nachbars Hund auf Besuch? Ich bitte Sie, Anfängerfehler! Wenn obiges allerdings aus Ihrem Kleiderschrank tönt, heißt das höchstwahrscheinlich so viel wie: “Oh Mann, konntest du nicht wenigstens in deinen Kasten gucken, bevor du zur dreistündigen Opernvorstellung aufgebrochen bist?”
Schnurrrrrr!
Glückwunsch, Sie haben‘s geschafft. Mehr Anerkennung können Sie von uns Katzen nicht erhalten. Sie sind ein wahrer Katzenliebhaber. Darf ich Sie Freund nennen? Glauben Sie mir, eine schnurrende Katze ist mehr Referenz als ein Orden Ihres Herrn Mister President. Allerdings nicht so leicht zu bekommen!
Denn vergessen Sie nicht: Reden ist Silber, Schnurren ist Gold!
Die Katzenstories sind zwischen 2012 und 2016 im Magazin all4pets als regelmäßige Kolumnen unter dem Titel “Felices Tagebuch” – Katzenjammer erschienen. Link zum Magazin: