Katzen haben eine ganz besondere Eigenart. Ich meine nicht das Schlafen oder Schnarchen, das verrückt Umherspringen oder das Schnurren, das Wasserschlabbern, das Mäuse Jagen oder das unfassbar Süß-Sein. Nein, was ich meine ist das Schauen. Katzen schauen! Ich möchte nicht gerade sagen, dass sie glotzen, aber sie gucken schon recht intensiv. Und das Komische ist, oft kann ich in ihrem Starren keine weitere Intention finden, als das Schauen selbst. Gucken, um des Guckens Willen, oder so.
Letztens fiel mir das bei meiner Katze Felice auf. Ich kam morgens ins Wohnzimmer und sie schaute mich an. Ich deutete den Blick als stillen Befehl und gab ihr Futter, aber sie schaute weiter. Also nahm ich sie hoch, kraulte sie, knuddelte sie und knetete mich ordentlich in sie hinein. Normalerweise wird ihr das dann irgendwann zu lästig und sie haut ab. Aber als ich sie wieder auf den Boden setzte, sah sie mich weiter an. Ein irritierender Blick. Sie beäugte mich, als wüsste sie etwas, dass mir, euch, allen Menschen auf dieser Welt, ewig verborgen bleiben wird.
Am seltsamsten wird es unter der Dusche, wenn man sich gerade die Haare einshamponiert und durch die wassertropfige Milchglasscheibe zwei Ohren und einen Rundkopf auftauchen sieht. Da sitzt sie dann und sieht mir zu. Sie tappt nicht etwa verspielt mit der Pfote von außen an die Scheibe, sie miaut mich nicht an, sie leckt nicht die Tropfen von meinem großen Zeh, den ich ihr als Leihgabe hinaushalte. Nein, sie betrachtet mich einfach still, als wäre sie im Stand by Modus.
Kein Wunder, dass Menschen irgendwann angefangen haben, mit Katzen zu reden, ihnen sämtliche ihrer Geheimnisse anzuvertrauen, inklusive des Netflix Passwortes. Wenn man einen Blick nicht besiegen kann, muss man ihn wohl niederquatschen.
Andererseits sagen Katzenblicke natürlich oft auch „Du bist nicht alleine, ich bin bei dir“. Im weniger günstigen Fall allerdings auch „Big brother is WATCHING you!“ Na ja.
Aber sind wir ehrlich: Katzen haben die Macht! Oder in alter Yoda Manier ausgedrückt: Die Macht ist mit ihnen! Katzen entwaffnen uns mit ihren magischen Pupillen. Sie lullen uns ein, decken uns auf, decken uns zu. Und meist geben sie uns zu verstehen: „Sicher, du hast zwei Beine und kannst Bier aus der Flasche trinken, aber ich kann gucken! Und wie!“
Es gibt eigentlich nur einen Weg, dem Katzenblick auszuweichen. Versteck dich irgendwo!
Sitzt dort allerdings noch ein zweites felliges Exemplar, dann genieß es einfach.