Unsere Welt ist schnelllebig. Sie ist schnelllebig und kurzatmig.
Sie hyperventiliert, während wir oft atemlos neben uns stehen. Sie treibt uns an, wie ein aufgescheuchter, energiedrinkgepushter Mignion und ruft laut: Hopp hopp, zack zack!
Und alles was wir dann wollen, ist den „Pause“ Knopf zu drücken und kurz durchzuatmen.
Eine Freundin nannte mich vor kurzem „Miss Analog“, weil ich noch immer hartnäckig ein Tastentelefon benutze. Ich nahm es als Kompliment.
Und dann wurde mir eines bewusst: Wer wirklich analog ist, ich meine, ganz ganz wirklich, sozusagen „Miss Analogest“, ist meine Katze, deine Katze, jede Katze!
Inmitten einer Welt, in der in jeder Sekunde hunderte Dinge gleichzeitig geschehen sollen, spazieren diese Fellwesen durch die Gegend und müssen, ja genau, rein gar nichts. Einundzwanzig: sie sitzen still da. Zweiundzwanzig: sie sitzen noch immer still da. Dreiundzwanzig: sie gähnen!
Sicher bist du schon einmal an einer verkehrsreichen Straße entlang gegangen. Turbulentes Treiben an allen Ecken und Enden. Und da sitzt sie dann, mitten im grünen Wiesenfeld neben der Fahrbahn, in ihrem eigenen Universum. Ein Moment Stillstand, ein Tortenstück Glückseligkeit, ein Kännchen Ruhe.
Alleine der Anblick lässt den eigenen Puls verlangsamen. Rundherum Brausen, Hupen, Zischen und Getöse, doch dieses faszinierende Ding sitzt bewegungslos und dennoch hochkonzentriert im Gras, als wäre es gerade dort hinein gezaubert worden.
Das Paradoxe ist, Katzen sind so derart analog, dass sie sogar die digitale Welt erobern konnten. Die sozialen Netzwerke sind voll von Katzenvideos und Katzenbildern. Die Beiträge werden geliked, geteilt, gehashtagged und was es sonst noch gibt. Gib mal „Katze“ bei Google ein!
Wir Menschen scheinen süchtig nach Katzen zu sein, als würden diese unsere Lebensunpässlichkeiten absorbieren und, ganz im Sinne der Photosynthese, in wunderbaren Lebenssauerstoff umwandeln. Was ist das Faszinierende an diesen schönen Tieren? Wie schaffen sie es, dem unerbittlichen Rhythmus dieser Welt zu trotzen? Ich habe keine Ahnung.
Aber eines ist sicher: Katzen sind nicht das oder jenes. Katzen SIND einfach. Sie existieren mit einer Selbstverständlichkeit und inneren Ruhe, die jeder Psychologe wohl gern als Therapeutikum verschreiben würde.
Mein Vorschlag also: Nimm dreimal Katze streicheln, zweimal Katze kraulen.
Und du hast einmal voll das Leben!