Der Winter ist eine wunderbare Jahreszeit. Mal abgesehen vom Matsch, dem Eiskratzen, den kalten Ohren, den gefühlten drei Stunden Tageslicht und den eisglatten Straßen. Es gibt ja auch die Kekse und Strudel, die nahrhaften Einladungen bei der Verwandtschaft und die chipsvergnügten Abende vorm Fernseher, mit hochgelagerten Beinen.
Aber wozu führt das? Man wird faul und, nun ja, fett.
Während ich bei mir aus Gründen der menschlichen Unvollkommenheit zärtlich über die wachsenden Bauchwuppel hinwegsehe, überkommt mich bei meiner Katze Felice dann doch ein sehr großes Verantwortungsgefühl.
Letztens habe ich mich also mit ihr auf die Waage gestellt und schockbenommen beschlossen, so kann es nicht weitergehen! Obwohl der Körper meiner Dicken ganzjährig schreit: „Sport ist Mord!“, habe ich mich darüber hinweggesetzt und die Aktion „Fett‘l weg!“ gestartet.
Allerdings gestaltet sich das nicht so leicht, wenn ein Fellwesen wie sie weder irgendwo rauf will, noch runter, noch hinaus, keine Mäuse fängt und am liebsten dem bunten bewegten Treiben draußen unbewegt zusieht. Was sie aber immer will: weg von dort, wo sie gerade ist, wenn „dort“ nicht in der Wohnung ist. Und das ergibt eine wunderbare magnetische Wirkung, der sich ihr Körper nicht entziehen kann, und das habe ich ausgenützt.
Von unserer Eingangstüre führen genau 17 Stufen hinunter in einen kleinen Wiesenbereich, der gerade richtig ist, um Gras zu fressen, sein Geschäft zu verrichten, fidel herumzutollen und überhaupt so zu tun, als wäre man eine ganz normale Katze. Dort befindet sich Felice niemals, denn dort ist nicht zu hause.
Also sah ich sie erwartungsvoll an, hob sie hoch und trug sie die Stiegen hinunter. Ihre Begeisterung war endenwollend. Im Gras abgesetzt wirkte sie ein wenig belämmert, sah sich jedoch um, fraß sogar drei Halme Gras, die der Winter noch nicht annektiert hatte und hoppelte dann schnurstracks wieder die Stiegen hoch, alle siebzehn! Mein Plan war aufgegangen! Sofort bekam sie ein Leckerli, ihr „was auch immer“ musste belohnt werden.
Das wiederholte ich in den nächsten Tagen. Hochheben, runtertragen, Katze in Wiese setzen, Katze frisst Gras, Katze macht kehrt und wackelt die siebzehn Stufen wieder hinauf. Es funktionierte super. Felice war wie ein JoJo.
Irgendwann allerdings meinte mein Mann, ihm käme vor, Felice hätte zugenommen…
Die Leckerlis!! Und nachdem unsere Katze zusätzlich angefangen hatte, den Bereich rund um die Eingangstüre grundsätzlich zu meiden, musste ich die Aktion wieder abblasen.
Dennoch hatte zumindest ICH einen Erfolg vorzuweisen. Als ich mich das nächste Mal ohne Felice auf die Waage stellte, hatte ich doch tatsächlich sechs Kilo abgenommen!