Der Mensch war schon überall. In den tiefsten Tiefen, auf den höchsten Höhen. Denkt nur an Reinhold Messner oder Neil Armstrong. Karl May hat es zumindest sehr erfolgreich vorgetäuscht.
Doch jeder Katzenbesitzer weiß: Was der Mensch kann, können die Katzen schon lange. Oder genauer gesagt, die Katzenhaare!
Das fiel meinem Mann und mir letztens beim Frühstück auf. Während ich freudig mein Vollkornbrot schnitt, die perfekt dünne Schicht Butter draufschmierte und dann zeremoniell den Honiglöffel darüber kreisen lies, stutzte mein Mann und sagte: „Lustig, dein Honig haart!“
Wir beäugten das Schauspiel genauer. Und da lag es, fein säuberlich, parallel zur Brotkruste: ein graues Katzenhaar. Meine Katze Felice war eindeutig identifiziert!
Von da an war unsere Neugierde geweckt. Wir fanden Exemplare auf Computertastaturen, in Schubladen, auf Glühbirnen, in Weingläsern, sogar unter Hemdkrägen! Besonders freute ich mich, wenn ich ein Buch aufschlug und mir beispielsweise auf Seite 23 der Gruß meiner Katze begegnete. Im Sinne von „tust mich eh nicht vergessen, gell?“.
Und es waren nicht etwa viele Haare. Denn derer hätten man ja irgendwie habhaft werden können. Nein, es war immer nur ein einziges, vielleicht waren‘s mal zwei oder drei, wenn der Aufenthaltsort besonders attraktiv war, wie Klaviertasten oder Weinflaschen. Da hätte ich mich auch positioniert, wenn ich könnte.
Wir begannen einen Wettstreit, wer die ulkigsten Orte entdeckte. Mein Mann zeigt mir seine Geldtasche, öffnete das Kleingeldfach, und was fand ich? Ein graues Haar. Irgendwann vermutete ich, dass er schummelte, weil die Orte recht abenteuerlich waren, bis ich eines der Dinger in der Werkzeugkiste fand, direkt zwischen den 5 Zentimeter Dübeln und dem Schraubenzieher. Wir staunten. Sie waren überall. Der selbstverständliche Stempel einer wunderbaren Spezies!
Doch letztens wurde mir noch etwas anderes bewusst:
Ich stand, mit nur zwei Tomatendosen in der Hand, an der Supermarktkasse. Vor mir ein Mann mit prallgefülltem Einkaufswagen. Na toll, dachte ich mir, und quengelte in mich hinein. Doch dann entdeckte ich an seinem braunen Pulli, direkt unter der rechten Schulter, drei kurze, weißschwarze Härchen. Eindeutig eine Siamkatze, erkannte ich!
Und plötzlich überkam mich eine warme Welle der Zuneigung für diesen unbekannten Mann. Von Quengeln keine Spur mehr. Diese wenigen Zentimeter hatten eine Brücke zwischen zwei wildfremden Menschen geschlagen. Wenn das nicht Poesie ist!
Außerdem stimmt es tatsächlich: Ohne ein paar Katzenhaare ist man nie richtig angezogen.