Katzenliebhaber zeichnen sich durch eine ganz spezifische Eigenschaft aus: Es geht ihnen immer und überall um Katzen. Und wenn es nicht um Katzen geht, dann lenkt man das Gespräch ganz unauffällig in diese Richtung. Zum Beispiel, wenn es sich gerade um Politik dreht und jemand fragt: „Was hältst du eigentlich von Donald Trump?“ Dann sagt man: „Ich finde, sein Haarschopf sieht aus, wie eine in sich zusammengerollte kleine KATZE.“ Und schon ist man beim Thema. Also nicht ich. Ich selbst halte mich da ja eher zurück. Aber viele sind ja regelrecht süchtig nach diesen wunderbar herzigen, supertollen Tieren. Aber wenn man mir das Thema aufdrängt, kann ich auch nichts dafür.
Letztens etwa fragte mich mein Mann: „Was sehen wir uns denn für einen Film an? Einen Avengers?“
Und ich: „Sind da Katzen dabei?“
Er: „Ja, eine“.
Ich: „Okay!“.
Natürlich quetscht er die Wahrheit ein wenig, aber wie soll er mich sonst je in quasi katzenfreie Gefilde bringen?
Aber klarerweise darf man nicht nur eines im Sinn haben. Des Lebens Ernst ist überall. Es gibt auch ein Leben ohne Katzen. Denke ich.
Zum Beispiel bei der Arbeit. Wobei, wenn die Arbeit darin besteht, über Katzen zu schreiben, hm…
Oder wenigstens im Urlaub. Man muss ja wohl nicht alle herumschleichenden, felligen, schweifhochtragenden, unheimlich herzigen Felltiger befummeln. Außer sie sind besonders süß, dann nimmt man sie natürlich mit nach Hause.
Aber zumindest die Bettlektüre sollte katzenfrei bleiben. Dostojewski, Tolstoi, Nabokov, das muss alles gelesen werden, man will ja mitreden. Doch wenn man den 34ten Band von Garfield oder den gestiefelten Kater noch nicht intus hat, dann müssen die traurigen Russen warten.
Nein, nein, so ist es nicht, bei mir dreht sich nicht alles um Katzen. Ginge ja gar nicht. Ich hab ja nicht die Zeit, stundenlang die Instagram Bilder und Videos durchzusehen und alle zu liken. Zum Beispiel jene, wo zerrupfte, zitternde Kätzchen von mutigen Feuerwehrmännern aus hohen Bäumen gerettet werden und dann in die Hände ihres 130 Jahre alten, ebenso zitternden, Besitzers gelegt werden, der Tränen überströmt „Mein Pupsi!“ ruft.
Nein, sowas rührt mich nicht, zumindest nicht täglich.
Doch vor kurzem merkte mein Mann ganz leise an: „Schatz, könnte es sein, dass du vielleicht, jetzt wirklich nur was Katzen betrifft, doch ein klitzekleinwenig, ähm, durchgeknallt bist?“
Ich verneinte natürlich. Ich bin nicht einmal gefährdet, wirklich nicht.
Und wenn ich mich abends in meine Decke mit den Katzenköpfen einwickle und, weil mir ja kalt ist, die Socken mit dem Katzengesicht anziehe, aus meiner Katzentasse Tee trinke, Doris Lessings „Katzenbuch“ lese und „cat‘s in the cradle“ vor mich hinsumme, dann ist das doch wohl ganz normal, oder?