Wahrscheinlich hat jeder Katzenbesitzer schon mal erlebt, wie es ist, wenn Katzen gehen. Ich meine nicht, in den Hof spielen, zum Nachbarskater fauchen oder den Nachbarshund ärgern gehen.
Nein, ich meine das richtige Gehen, die letzte große Fahrt, die weite Reise eben, die ewigen Jagdgründe, ihr versteht?
Es folgt Weinen ohne Ende, gepaart mit tieftrauriger Traurigkeit. Und schlussendlich gibt’s nur zwei mögliche Entscheidungen. Entweder es muss sofort wieder ein felliges Wesen her, um zunächst den Schmerz zu betäuben und dann zu lindern. Oder man sagt sich: Nie wieder! Nie wieder will ich so höllisch leiden. In beiden Fällen hat man etwa drei Monate später wieder ein kuscheliges Katzentier in seinen vier Wänden sitzen.
Dazwischen jedoch gibt es immer eine kurze bis längere Phase der Enthaltsamkeit, eine Art Entzug. Katzenentzug. Eine ganz spezifische Zeit, ziemlich unwirtlich und seltsam. Verzichtbar, aber recht aufschlussreich.
Auch mir ging es vor einiger Zeit so. Vielleicht auch euch? Dann werdet ihr mich vielleicht in meinen folgenden Ausführungen sehr gut verstehen können…
Du weißt, dass du unter Katzenentzug leidest, wenn:
…du deinem Partner die Haare kraulst und dich dann wunderst, warum du kein Schnurren vernimmst.
…die Wohnung beim nach Hause kommen irgendwie größer wirkt und sogar etwas hallt.
…die zerrupfte Spielmaus nach wie vor zwischen Bücherregal und Wandpaneele steckt.
…du dich, im Gegensatz zu früher, über jedes vergessene Katzenstreukörnchen in deinen Schuhen freust.
…in jeder deiner Couchmulden nun ein Stofftier hockt, weil du die Leere nicht erträgst.
…du über dein monatliches Datenlimit kommst, weil du dir laufend Katzenvideos auf Youtube ansehen musst.
…du in der Nacht wach wirst, und sicher bist, dass du Kratzgeräusche deiner Mietze an der Türe hörst.
…du nach Kambodscha auswandern möchtest, um kleine verlorene Straßenkatzen zu retten.
…selbst Hunde nun in deinem Instagramportfolio Platz finden.
…du eine auffallende Tendenz zu kuschelig warm-weichen Materialien entwickelst, obwohl es draußen dreißig Grad hat.
…du dir Katzenleckerlis kaufst und sie heimlich an die Nachbarskatzen verteilst.
…du dir „Catwoman“ ansiehst, obwohl es der schlechteste Film aller Zeiten war.
…du die kleinen Löcher, die deine Katze jedes Mal beim Hüpfen auf die Ledergarnitur gemacht hatte, liebevoll inspizierst und alle möglichen Sternbilder darauf entdeckst.
Und du weißt, dass du definitiv unter Katzenentzug gelitten hast, wenn du irgendwann nach Hause kommst, wieder ein flauschiges Katzenknäuel in deine beiden Händen nimmst und dieses zartwärmende Gefühl im Bauch verspürst, das dir sagt: Ab jetzt wird‘s es in deinem Leben wieder bergauf gehen!