Tataa. . . Tataa. . . Tatiitata Taaata. Ta Ta Ti TatatAAAA!
Haben Sie es erkannt? Richtig, das war die Titelmelodie von „Dallas“. Tsche Ar in seiner Reinstform. Sie kennen Tsche Ar nicht? Dann probieren wir es mit etwas anderem: “Winter is coming!”.
“Ahh!”, höre ich Sie jetzt durch die Zeilen raunen, zumindest wenn Sie zu den sogenannten Millenials gehören. Obwohl, bei den “Game of thrones”- Sehern sind gar nicht so wenige “Dallas” Originalfans dabei. Umgekehrt ist die Schnittmenge natürlich null. Daher kommt vielleicht auch der Begriff Generation “Y”, oder gesprochen “why”. Why um Himmels Willen soll ich mir diese uralten Sitcoms reinziehen, wo es nicht einmal Konservenlacher gibt?
Natürlich werde ich manchmal ein bisschen wehmütig, wenn ich mit meinen Erinnerungen an Karlson vom Dach, die Sendung mit der Maus oder dem rauchwolkenverhangenen, manchmal leicht lasziven Club 2 alleine dastehe. Und dann frage ich mich, wohin soll das mit dieser Generation noch führen, die nicht mit Chris Lohner, Seniorenclub, Dalli Dalli und Sendeschluss aufgewachsen ist? Und wo keine Bontempi Orgel leise den Soundtrack dazu lieferte. Andererseits, wird dadurch nicht alles einfacher?
Zum Beispiel muss man sich nicht für die über die Kordhosen gestülpten weißen Adidassocken genieren (diese Kolumne enthält Produktplatzierungen), oder für die unsäglich hässlichen Paisley Polyesterpullis, in denen man bereits nach der ersten Mathestunde wie ein Iltis gerochen hat.
Aber apropos einfach. Vor kurzem erhielt ich eine SMS von meiner Nichte mit dem Wortlaut: Wann wird denn endlich alles erquicklicher? Als wortverliebte Germanistikstudentin schrieb sie “erquicklicher”, meinte aber natürlich, “warum ist denn alles dermaßen für den Kanal?”, oder anders ausgedrückt “wann verdient mein Leben endlich wieder ein ‘Like?'”.
Tja, der Ausspruch einer 22-Jährigen, dachte ich etwas gönnerhaft. Was kann denn so ein junges Mäderl, bildhübsch, schlank wie ein Schwanenhals und spritzig wie ein frischgezapftes Gösser vom Fass, so schwierig finden?
Doch dann fielen mir meine alten Tagebücher in die Hände. Ich blätterte zurück zu den 90ern und da las ich es: “Was für ein Sch… mich kotzt alles an. . .Sch. . .Sch. . .!! Kann es denn nicht ENDLICH ein bisschen leichter werden?” Ich hatte vergessen, dass U30 keineswegs ein Zuckerschlecken ist, damals wie heute. Nur heute fällt die Zukunft weg, vielleicht auch die Vergangenheit, na, ja. Die zweite Nichte erklärte mir einmal das skurrile Wort “Bingewatching”, gebräuchlich für das unmäßige In-sich-hineinschlabbern von Serienstaffeln. Irgendwie auch bezeichnend für unsere Zeit, finden Sie nicht?
Alles schnell, alles auf einmal, alles überall und vor allem JETZT.
Sind es die sozialen Medien? Ist es das Handy, ist es Donald Trump oder gar Thomas Brezina? Keine Ahnung. Aber damals mit heute zu vergleichen, ist wahrscheinlich so, als würde man den Grazer Bummelzug mit dem ICE gleichsetzen. Da kann es schon einmal Rauschen im Leben.
Wobei, das tut es sicher auch bei den Ü30 oder Ü40. Eigentlich bei allen U-Bestattung. Bei uns zeigt sich‘s vielleicht nur ein bisserl anders. Der Soundtrack unseres Lebens mag unterschiedlich klingen. Aber bei einem bin ich mir sicher: Er fängt bei uns allen mit “TataTataa. . .” an.
„Bingeworld” ist im Magazin “grazIN”, Ausgabe 01/2019, erschienen: